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  • Beitrag veröffentlicht:6. Februar 2022
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Letzte Woche lag meine Tochter im Bett, schaute mich an und sagte: Mama, danke, dass ich bei dir immer willkommen bin.

Was für ein Satz. Ich kann es so gut nachempfinden. Es gibt Momente, in denen brauchen wir Orte, an denen wir einfach sein können. Ungeschminkt, mit all unseren Emotionen, mit allem, was gerade ist. Und es ist ein Geschenk, diese Räume finden zu dürfen. Ein Zufluchtsort, ein Zuhause.

Wenn wir erwachsen werden, haben wir oft einen Ort als unser Zuhause gewählt. Überall sonst sind wir zu Gast. Wir bekommen nicht den ganzen Einblick hinter die Kulissen, es gibt unsichtbare Regeln, Wünsche daran, wie die gemeinsam verbrachte Zeit perfekt wird. Denn sie ist kostbar, selten und man möchte sich gegenseitig Gutes tun. Ich mag die Momente des Gast Seins. Es ist schön, eine liebevoll gedeckte Kaffeetafel vorzufinden, wenn ich eingeladen bin. Jeder gibt sich Mühe, man zieht sich etwas schicker an, lässt Selbstzweifel und schwere Themen in der Schublade und genießt die Geselligkeit. Das tut gut.

Doch manchmal braucht es einen Ort außerhalb von unserem gewählten Zuhause, an dem man auch daheim sein kann. Ein wärmendes Kuschelnest, wenn uns das Leben durchschüttelt, wir nicht in unseren vier Wänden sein können, die Last schwerer Emotionen uns zu erdrücken scheint und Alleinsein keine Option ist. Dann ist es Balsam für die Seele, wenn andere Menschen uns ihr Zuhause öffnen, in das wir als weitere Familienmitglieder eintauchen dürfen. Und das sogar in Leggings, altem Pulli und um 5 Uhr morgens. Dass ich das auch heute und hier in meiner Erwachsenenwelt erfahren darf, erfüllt mich mit tiefster Dankbarkeit.

Ich bin dankbar, dass ich auch am Küchentisch meiner Freundin einen Home-Office Arbeitsplatz habe, wenn ich einen Ortswechsel brauche. Dass ich ihren Kindern abends eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen darf.  Dass die Frühstückskrümel noch nicht vom Tisch gewischt sind, wenn ich komme und ich die Spülmaschine mit ausräumen kann, da ich weiß in welchen Schrank die Teller gehören. Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, wenn das Familienleben in all seinen Facetten um mich herum stattfinden darf und nicht erst, wenn ich wieder gegangen bin. Ich darf Teil sein. Dazugehören. Loslassen. So sein.

Es ist ein Raum, in dem Wörter wie Haltung bewahren, sich zusammenreißen, das-geht-aber-gar-nicht und du musst keinen Platz haben und verdrängt werden von einer liebevollen Offenheit, so geliebt, geschätzt und willkommen zu sein wie man gerade ist.  Und dann werden aus den Vorhängen, die wir für die Außenwelt vor unseren Alltag schieben, Verbindungslinien, die Herzen heilen lassen und Seelen noch tiefer berühren als es eine gedeckte Kaffeetafel je tun könnte.

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