Heute möchte ich ein Thema mit euch teilen, dass mir ganz besonders am Herzen liegt und dafür nehme ich euch ein Stück weiter mit in meine Lebens- und Alltagswelt. Durch die Trennung von meinem ehemaligen Partner lebt meine Tochter nicht immer bei mir und meinem Lebensgefährten, sondern verbringt auch sehr viel Zeit bei ihrem Vater und seiner neuen Familie. Neben einer festen Struktur hat sie oft die Wahl wo sie sein möchte und kann sich so entscheiden, worauf sie gerade Lust hat und was sie machen mag.
Mein größtes Anliegen, in der Trennungszeit und in der Zeit danach war immer, dass sie auch wirklich die freie Wahl hat und dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind. Denn in der Theorie klingt es nachvollziehbar und auch ganz selbstverständlich, doch wenn der Moment dann gekommen ist, in dem man am Wochenende alleine zu Hause sitzt und ein anderes Freizeitangebot interessanter ist, braucht die Theorie ein Fundament, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dann darf man ganz nah in Kontakt mit seinen eigenen Gefühlen kommen und die Verantwortung für sich übernehmen. Ich sorge gut für mich, ich schaue mal, was ich jetzt brauche und tue mir Gutes. Oft wird es Eigenverantwortung genannt und ich finde das Wort klingt nach sehr viel Anstrengung und gar nicht unbedingt einladend. Eher ein Wort für die Schublade – lieber morgen, übermorgen oder am besten gar nicht.
Doch ich kann euch aus Erfahrung mit meinen eigenen Eltern sagen, wie wunderschön befreiend es ist, wenn Eltern oder auch andere Menschen die Verantwortung für sich, ihr Wohl und besonders ihre Gefühle übernehmen. Und daher wird dieser Text ein Plädoyer dafür, die Eigenverantwortung doch wieder aus der hintersten Schrankschublade zu kramen und ihr noch eine Chance zu geben. Stellt euch eine Welt vor, in der ihr sein könnt, wie ihr wirklich seid. Eine Welt, in der ihr keine Masken mehr tragen müsst, sagen könnt, was ihr zu sagen habt (auf eine liebevolle, respektvolle Art und Weise versteht sich) und das tut, was euer Herz vor Freude springen lässt. Ihr müsst keine Angst mehr haben, dass der andere enttäuscht ist, ihr ihn vor den Kopf stoßt, er durch euch traurig oder verletzt ist. Weil er weiß, wie er gut mit seinen Gefühlen umgeht, weil er bereit ist, hinzuschauen, hinzufühlen, zu hinterfragen und für sich und sein Wohl bestärkende Entscheidungen treffen kann.
Gleichzeitig ist diese Welt so voller Menschen, die in ihrer absoluten Kraft stehen. Sie wissen, dass es zwar immer wieder Situationen gibt, die sie berühren werden, doch sie führen sie nicht mehr in eine tiefe, angstmachende, bodenlose Dunkelheit. Die Schuld auf andere schieben, jammern, das Negative sehen kommt vielleicht noch für einen Moment an die Oberfläche bevor man sich erinnert, dass man immer die Wahl hat, sich für eine andere Richtung zu entscheiden. Dass man Aussteigen kann aus dem Teufelskreis des Reagierens hin zur eigenen Kraft. Und wenn man sich für diesen Weg wertvolle, mutmachende Unterstützer an seiner Seite sucht, dann ist es vollkommen in Ordnung, denn man muss ihn nicht alleine gehen.
Wenn ich an diese Welt denke, geht mein Herz auf, weil wir dann alle mit einem Lächeln auf den Lippen unserer Wege gehen können. Wir sind alle bei uns angekommen und Neid, Missgunst und Hass haben keinen Nährboden mehr. Dafür kennen wir uns viel zu gut, unsere Bedürfnisse, unsere Vorlieben und auch unsere tiefsten Gefühle. Wir sind bereit, jeden Tag zu einem Kennenlerntag unserer eigenen Facetten zu machen. Und so lassen wir uns und andere Menschen frei. Frei, die Flügel zu strecken und in die Welt zu strahlen.
Meine Impulse für dich:
# nimmst du dir gerne Zeit, um dich und deine Bedürfnisse besser kennenzulernen?
# wenn nicht, was könnte (bei allen eventuellen Einwänden) ein erster kleiner Schritt auf dem Kennenlernweg sein?
# was tut dir gut, was gibt dir Kraft?
