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  • Beitrag veröffentlicht:20. November 2021
  • Beitrags-Kommentare:10 Kommentare
  • Lesedauer:4 Min. Lesezeit

Schon während ich diese Worte schreibe, merke ich wie heilsam es ist, mir genau das immer wieder bewusst zu machen. So oft stecke ich in meinen To-Do Listen, sehe den wachsenden Berg an Aufgaben, der sich über den Tag anhäuft, und fühle mich mutterseelenallein. So allein, dass ich mir am liebsten die Decke über den Kopf ziehen würde in der Hoffnung, dass Heinzelmännchen sich in der Zwischenzeit um meinen Wäscheberg kümmern und längst fällige Entscheidungen für mich treffen. Die anderen bekommen das sicher besser hin. Es geht nur mir so. Ich bin dazu einfach nicht gemacht…sind dann häufige Sätze, die mir sofort in den Sinn kommen und mich nur noch mehr runterziehen. Tja, dann passe ich wohl einfach nicht in diese Welt.

Ich habe zum letzten Geburtstag meiner Tochter dreimal versucht einen Zitronenkuchen zu backen. Und ich hatte ein Rezept. Doch beim ersten Mal ist mir die Zitronenpresse aus Glas kaputt gegangen, sodass ich von vorne anfangen musste. Beim zweiten Mal war eine der Zitronen schlecht und beim dritten Mal habe ich die Eier vergessen. So saßen wir am Geburtstagstisch mit den Gästen und es staubte Kuchenkrümel, weil er so trocken war, dass man nicht einmal mit der Gabel vernünftig hineinstechen konnte. Hat es was mit der Stimmung gemacht? Nur in meinem Kopf. Weil ich wollte, dass der Kuchen perfekt ist. Und das war er nicht Die Geschichte dazu ist es aber, denn sie schafft Verbindung. Eine Verbindung zu allen anderen Frauen, die sich Dinge vorgenommen haben, Ansprüche an sich und ihr Können haben, versuchen alle gesellschaftlichen Erwartungen zu jonglieren, dabei absolut talentierte und begabte Wesen sind und trotzdem manchmal nicht alles so klappt, wie sie es sich wünschen. Als ich es einer Freundin erzählt habe, meinte sie, dass sie schon seit Wochen ein Päckchen an uns verschicken möchte und das Geburtstagsgeschenk nun wahrscheinlich erst fünf Wochen später als gedacht bei uns ankommt.

Und genau diese Momente liebe ich. Die Momente, in denen wir die Masken fallen lassen können, zugeben, dass bei uns auch nicht alles rund läuft, wir uns mit Verständnis und Wohlwollen begegnen und darüber lachen, wie das Leben manchmal so spielt. Denn es ist ja auch egal. Es geht weniger um den Kuchen als um die gemeinsam verbrachte Zeit und weniger um das Geschenk als vielmehr darum, dass ein lieber Mensch an uns gedacht hat. Und wir sind nicht allein – es gibt immer jemanden, der es nachvollziehen kann und genau das, was du durchlebst auch schon einmal erlebt und gefühlt hat. Die großen wie die kleinen Momente – vergessene Geburtstagsgrüße genauso wie randvolle Terminkalender, Trennungen, Patchwork-Chaos. Und damit einhergehend gehören dazu auch Zweifel, Scham, Angst, Hoffnungslosigkeit genauso wie tiefe Freude, Glücksmomente und Dankbarkeit. Die ganze Emotionspalette rauf und runter. Nur fällt es uns oft leichter, die Freude und die Leichtigkeit miteinander zu teilen als zuzugeben, dass auch die dunklen Nuancen zu unserem Leben gehören. Denn klar, wir wissen nicht, wie der andere reagiert. Es ist dünnes Eis, da gebe ich dir recht. Wir könnten Unverständnis ernten, bewertet und belächelt werden. Wir könnten aber auch die Basis schaffen für ehrliche Herz zu Herz Begegnungen. Für Verbundenheit und das tiefe Wissen, dass wir nicht allein sind mit unseren Herausforderungen, Emotionen und Reaktionen auf die Höhen und Tiefen des Lebens. Und dann wird aus einem nicht perfekten Erlebnis der perfekte Moment.

Meine Impulse für dich:

# Teilst du auch Erlebnisse mit anderen Menschen, die in deinen Augen nicht perfekt sind? Kannst du sie dir von der Seele reden?

# Wie fühlt es sich an, diese Momente zu teilen? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Wenn ihr mir von euren Gedanken oder Erfahrungen erzählen möchtet, schreibt mir gerne eine E-Mail.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare

  1. Sonja

    Was für schöne Worte, liebe Marlen! Sie berühren mein Herz und ich danke dir für immer wieder neue Herzens Begegnungen. Es ist schön, nicht alleine zu sein auf diesem Herzensweg authentisch zu sein <3

    1. Marlen Wagner

      Danke, liebe Sonja! Für dich und für dein Sein!
      Eine Herzensumarmung zu dir!

      1. Susi

        Juhuu, ich komme in deinem Beitrag vor. Und ja es ist wunderbar zu wissen, dass wir nicht perfekt sind und es nicht sein müssen und wie gut es tun kann das zu hören und das zugeben zu dürfen. Ich musste bei der Küchengeschichichte schon wieder laut lachen. Ich finde solche Momente machen Beziehungen aus, dass man sich trotzdem lieb hat und ich bin sicher, dass es der Tochter total egal war, ob der Kuchen trocken war oder nicht. Die hatte bestimmt einen tollen Tag mit lieben Menschen. Ich freue mich auf mehr hier.

        1. Marlen Wagner

          Danke, meine Liebe! Ja, wir inspirieren uns gegenseitig 🙂
          Und dein lautes Lachen ist die perfekte Energie für den Blog; loslassen, alles halb so ernst nehmen und wieder mehr Spaß und Freude haben. Ich danke dir dafür!

  2. Anne

    Liebe Marlen,
    Vielen Dank für deine Geschichte. Nicht perfekt sein zu müssen, ist etwas, was wir unseren Kindern, unseren Freunden, unserer Familie jeden Tag zugestehen. Mit uns selbst sind wir aber oft viel zu streng und versuchen immer wieder der vermeintlich perfekten Instagram oder YouTube Mom hinterherzueifern … Schön, dass du mit deinem Blog einen Ort schaffst, an dem wir uns mit Ehrlichkeit und Wertschätzung gemeinsam begegnen können.
    Alles Liebe
    Deine Anne

    1. Marlen Wagner

      Liebe Anne,
      vielen Dank, da hast du wirklich recht. Uns mit derselben Nachsicht zu begegnen wie wir es meist mit einer guten Freundin ganz selbstverständlich tun, ist oft ein Entwicklungsweg. Doch sich dem bewusst zu werden, ist der erste Schritt und wenn wir den Weg mit anderen teilen, macht er auch mehr Spaß 🙂
      Von Herzen alles Liebe auch zu dir!

  3. Silvia

    Liebe Marlen, sich verletzlich zu zeigen ist so wertvoll. Einerseits für mich selbst, denn ich bin nicht perfekt und hadere oft mit den vielen ToDos und Herausforderungen… und wenn mir genau dann jemand begegnet, dem ich das einfach mal sagen kann ist es sooo wohltuend. Andererseits ist es großartig, wenn Menschen einfach so sein dürfen, wie sie sind…mit Baustellen, mit Freude und Chaos und Tränen. Erst dann erleben wir uns vollständig. Danke für deinen Text!
    Alles Liebe, Silvia

    1. Marlen Wagner

      Liebe Silvia,
      vielen Dank für deine Worte! Ja, gerade unsere Baustellen und Höhen und Tiefen gehören zum Menschsein dazu und wir sind dennoch oder vielleicht auch genau deshalb absolut großartig!
      Wie schön, dass ich dich heute kennenlernen durfte, es war eine richtig tolle Herzensbegegnung!
      Alles Liebe für dich!

  4. Kerstin

    Liebe Marlen,
    Deine Worte laden mich ein.
    Es gibt mir ,wahrscheinlich Alle die Deine Homepage genießen dürfen, das Gefühl, als hättest Du auf mich gewartet.
    Ein Gefühl der Augenhöhe und der Bereicherung zusammen zu klingen .
    Danke für Deine Impulse, Danke für Dein Sein.
    Einfach nur schön.
    Kerstin:-)

    1. Marlen Wagner

      Liebe Kerstin,
      vielen Dank für deine warmen Worte! Auf dass wir gemeinsam ganz viel Licht in die Welt bringen! Wie schön, dass wir uns kennengelernt haben!
      Eine liebe Umarmung zu dir!

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