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  • Beitrag veröffentlicht:9. Juli 2022
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Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Leben sehr zufrieden. Trotzdem gibt es hin und wieder Lebensbereiche, die mein Kopf anders geplant hat. Und ich bin der festen, inneren Überzeugung, dass es anders auch viel richtiger, schöner und besser wäre. Vielleicht kennt ihr das, Körperstellen, die sich doch bitte verändern sollen, ein besserer Job, ein schönerer Kindergarten für die Tochter oder den Sohn, mehr Geld auf dem Konto, das Andere hat viele Gesichter.

Das eine, was ich in meinem Leben unbedingt gerne umkrempeln möchte, beschäftigt mich schon sehr lange und ich würde am liebsten gerne früher als später endlich einen Haken dahinter setzen. Denn dann beginnt meine rosige wohlverdiente Zukunft, denkt mein Verstand. Die Vorstellung, dass mich die jetzige Situation mein ganzes weiteres Leben unverändert begleiten würde, finde ich furchtbar. So grausam konnte das Schicksal unmöglich sein, das hatte ich nicht verdient. Umso schlimmer war es für mich als mein Partner gestern zu mir sagte: Ich glaube, du bist gerade genau richtig dort wo du gerade bist und vielleicht sogar auch ein bisschen glücklich, oder? Ich war entsetzt, ohje, war ich gerade wirklich ein bisschen zufrieden oder sogar glücklich? Jahrelang habe ich mir mein inneres Feindbild aufgebaut, gemeckert und gemotzt, alles dafür getan, um eine Veränderung herbeizuführen und jetzt sollte tatsächlich meine Fassade anfangen zu bröckeln? Das durfte nicht sein, auf keinen Fall. In mir regte sich größter Widerstand. Frieden schließen? Dem ungeliebten Zustand und allen Beteiligten die Genugtuung geben, dass ich bereit bin, auch Positives daran zu sehen und sogar ein bisschen zufrieden zu sein? Das kam mir vor wie Verrat, Verrat an meinen Grundfesten der letzten Jahre, Verrat an meinen Träumen und Visionen für mein Leben.

Dabei muss ich zugeben, dass sich die Umstände alle Mühe gaben, mich davon zu überzeugen, dass es immer weniger Grund für meinen Groll gab. So viel hatte sich schon verändert, was ich etwas verächtlich beiseite schob mit wehenden Fahnen der festen Überzeugung, so wie es ist finde ich es doof. Ich wollte und konnte die Verbesserungen nicht sehen, das Neue, das Gute. Und es fällt mir auch heute schwer und wird wohl auch noch ein Weg sein. Ein Weg, nicht mehr an meinem alten Bild festzuhalten, bereit zu sein, meinen Blickwinkel wieder zu öffnen und mein Ego beiseite zu schieben.

Mein Widerstand ist ein Teil von mir geworden und es ist gar nicht so leicht, den Teil von mir wieder sterben zu lassen. Im Moment kann ich es mir noch nicht so ganz vorstellen. Meine größte Angst ist dabei, dass ich mich zufriedengebe. Dass ich, in dem ich Frieden schließe, aufhöre, mein Potenzial entfalten zu wollen, mich weiter zu entwickeln, nach Verbesserung zu streben. Doch vielleicht muss es gar nicht so drastisch sein. Vielleicht fließt es leichter, wenn ich nicht wie ein schmollendes Kind protestiere und auf meinem Denken beharre, sondern darauf vertraue, dass das Leben Dinge nicht ohne Grund macht. Ich versuche mal, mich mit der Idee anzufreunden. Das Grummeln in meinen Bauch darf mich dabei aber trotzdem noch eine Weile begleiten.

Meine Impulse für dich:

# welche Situationen oder Dinge möchtest du in deinem Leben unbedingt verändern, doch die Umstände zwingen dich zu Geduld oder Annahme?

# kannst du deine Gefühle und Gedanken aus einer Beobachterperspektive wahrnehmen?

# ist es dir möglich, dich mit dem Gedanken anzufreunden, Frieden zu schließen und das Gute zu sehen, auch wenn es sich im ersten Moment schmerzhaft anfühlt?

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